Reisevertrag Kündigung wegen höherer Gewalt

Reisevertrag kündigen – wann ist das möglich?

Wer eine Pauschalreise bucht, geht davon aus, dass alles wie geplant verläuft. Doch Naturkatastrophen oder andere unvorhersehbare Ereignisse können eine Reise erheblich beeinträchtigen. In solchen Fällen spricht man von höherer Gewalt. Das Gesetz (§ 651h Abs. 3 BGB) erlaubt Ihnen, den Reisevertrag kostenfrei zu kündigen, wenn eine erhebliche Beeinträchtigung der Reise zu erwarten ist. Das bedeutet: Sie müssen nicht erst abwarten, ob die Reise tatsächlich scheitert – es reicht, wenn die Prognose zum Zeitpunkt des Rücktritts eine unzumutbare Lage erkennen lässt.

Das Urteil des Landgerichts Frankfurt/Main

Ein Urlauber hatte eine Italienreise gebucht. Kurz vor Reisebeginn kam es dort zu schweren Überschwemmungen, Straßen waren unpassierbar, Hotels evakuiert und Behörden warnten vor Krankheiten. Der Urlauber stornierte die Reise und verlangte den Reisepreis zurück. Der Veranstalter verweigerte die Erstattung und verwies auf seine AGB. Das Landgericht Frankfurt/Main entschied jedoch zugunsten des Urlaubers: Die Überschwemmungen und Gesundheitswarnungen begründeten eine erhebliche Beeinträchtigung. Maßgeblich ist das sogenannte Prognoserisiko – also die Einschätzung zum Zeitpunkt des Rücktritts. Folge: Der Veranstalter musste den vollen Reisepreis erstatten.

Warum ist das für Sie wichtig?

Das Urteil zeigt: Sie haben Rechte, wenn höhere Gewalt Ihre Reise gefährdet. Wichtig ist, dass Sie den Rücktritt rechtzeitig erklären und dokumentieren, warum die Reise unzumutbar wäre. So vermeiden Sie unnötige Kosten und Streit mit dem Veranstalter.

LG Frankfurt/Main, Urteil vom 16.4.2025, 2-24 S 75/24